Das Projekt „Frauenmentoring in der Forstwirtschaft“ soll Frauen beim beruflichen Einstieg in diese traditionell männerdominierte Branche motivieren und unterstützen. Es wurde auf Initiative des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) in Kooperation des Instituts für Landschaftsplanung und der Koordinationsstelle für Gleichstellung und Gender Studies (Ko-Stelle) der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) gemeinsam mit dem Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) durchgeführt. Im Rahmen einer Begleitforschung zum Mentoring-Programm wurde untersucht, wie Frauen in der Forstwirtschaft gezielt gestärkt werden können. Rund 30% der Waldbesitzenden in Österreich sind Frauen und auch 30% der Absolvierenden aus Studien des Forst- und Holzsektors an der BOKU waren im Semester 2020/21 weiblich. Obwohl der Sektor gesamt betrachtet weiblicher wird, zeigen die vorliegenden Zahlen die Wichtigkeit, Frauen zu unterstützen, sich fortwährend für Berufe in der männerdominierten Branche zu begeistern. Die Inklusion von mehr Frauen im Sektor bringt zudem gesellschaftliche und wirtschaftliche Vorteile, belegen aktuelle Studien.
„Ich habe meine ganze Karriere lang in verschiedenen Positionen Erfahrungen in einer männerdominierten Branche wie der Forstwirtschaft und dem Naturgefahrenmanagement sammeln können und war, gerade zu Beginn, oft mit Vorurteilen konfrontiert. Mir ist es deshalb wichtig, junge Frauen an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen und sie in ihren Fragen zu unterstützen. Vertrauensvoller Austausch auf Augenhöhe kann für beide Parteien im Mentoring-Prozess eine große Bereicherung sein und neue Blickwinkel ermöglichen“, so Maria Patek, Leiterin der Sektion Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit im BMLRT.
Ich habe meine ganze Karriere lang Erfahrungen männerdominierten Branchen wie der Forstwirtschaft und dem Naturgefahrenmanagement sammeln können und war gerade zu Beginn oft mit Vorurteilen konfrontiert. Mir ist es deshalb wichtig, junge Frauen an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen und sie in ihren Fragen zu unterstützen.
Überblick über das Programm
Das Mentoring-Programm teilte sich in Bewerbung, Matching, Treffen zwischen Mentoren und Mentorinnen mit den Mentees sowie eine Evaluierungsphase. Der Startschuss fand im Rahmen der Veranstaltung „100 Jahre Frauenstudium an der BOKU Wien“ statt. Die Auftaktveranstaltung wurde als Webinar durchgeführt, im Anschluss legten die Teilnehmerinnen ihre Ziele, die sie mittels des Programms erreichen wollten, in einer gemeinsamen Mentoring-Vereinbarung fest. Die Treffen, von denen jedes Mentoring-Paar im Zeitraum von etwas über einem Jahr zumindest drei abhalten sollte, fanden online oder persönlich statt. Die Inhalte und Ergebnisse der Treffen waren mit Tagebüchern und Check-in-Gesprächen durch das Projektteam neben weiteren Programmpunkten, wie dem Abschluss des Programms, Gegenstand der laufenden Evaluierung. Ergänzt wurden die Aktivitäten durch die Möglichkeit, Weiterbildungsangebote der BOKU Wien und der Forstlichen Ausbildungsstätten des BFW wahrzunehmen, sowie durch einen Workshop zum Thema „Female Mindful Leaders“ mit Edith Mohrenschildt (alphaorange.at) am BFW, ein Highlight des Programms – auch aufgrund der Möglichkeit zum Netzwerken.
Ergebnisse des Programms
Die Evaluierungsergebnisse geben Einblick in die Bedeutung von Mentoring-Programmen als Plattformen für den gegenseitigen Austausch. Ein durchdachtes Matching von Mentor*in und Mentee ist für den Erfolg eines Mentoring-Programms essenziell. Das Matching funktionierte – bis auf einzelne Ausnahmen – gut. Die Mentoring-Beziehungen wurden großteils als wertschätzender und wohlwollender Austausch empfunden. Obwohl die Rahmenbedingungen um COVID-19 die Anzahl und das Format der Treffen veränderten, fanden zahlreiche Treffen – sowohl online als auch persönlich – statt.
Die „Check-ins“ mit Mentees und Mentor*innen dienten zur Evaluierung, ob sich die Teilnehmerinnen gut geleitet fühlten, und um einen tieferen Einblick zu gewinnen, woran die Paare arbeiteten und ob diese Aktivitäten adäquat zur Erreichung der gesetzten Ziele waren. Zusätzlich ermöglichten sie dem Projektteam mit den Teilnehmerinnen in Kontakt zu treten und die Gründe für Herausforderungen oder Hürden eingehender zu beurteilen. Dies stellte sich im Kontext der COVID-19-Pandemie – in einer Zeit, in der viele Programmpunkte auch abseits des Mentoring-Programms nur online stattfinden konnten – als besonders wichtig heraus. Das Weiterbildungsangebot wurde unter anderem aufgrund der unsicheren Lage in Bezug auf Präsenzveranstaltungen und mangelnder Zeit der Mentees wenig bis kaum in Anspruch genommen. Die Ziele der Mentees, die sie sich in der Mentoring-Vereinbarung gesetzt hatten, wurden weitgehend erreicht. Besonders erfreulich ist, dass neun von neun in einem Online-Survey befragten Mentees das Programm weiterempfehlen würden. Analog dazu sagte eine Mentee während eines Check-ins unter anderem „Ich merke jetzt, dass man so ein Mentoring-Programm allen empfehlen kann“.
Es ist wichtig, sich mit Frauen in der Forstwirtschaft auszutauschen. Man fühlt sich aufgehoben.
Plattform für Austausch
Das Projekt „Frauenmentoring in der Forstwirtschaft“ leistete einen wichtigen Beitrag zur Stärkung von Frauen und deren Sichtbarkeit. „Es ist eine hervorragende Initiative, macht es weiter, wir Frauen brauchen das. Ich wünschte, ich hätte ein derartiges Programm gehabt – das ermutigt Frauen, da kommt eine ganz neue Generation Frauen heraus. Es ist für uns eine Bereicherung“, so eine teilnehmende Mentorin.
Das Programm stellte darüber hinaus eine wichtige Plattform zum gegenseitigen Austausch in einem vertrauensvollen Rahmen über Erfahrungen und Herausforderungen als Frau im österreichischen Forst- und Holzsektor dar. Eine Mentee sagte: „Als ich meine Mentorin getroffen habe, habe ich gemerkt, wie wichtig es wäre, sich mit Frauen in der Forstwirtschaft auszutauschen. Man fühlt sich aufgehoben.“ Eine weitere Mentee meinte dazu: „Ich bin nicht die Einzige, die das so wahrnimmt, wie sie es wahrnimmt.“
Mentoring: Mentoring – wie hier ein formell organisiertes Programm – bezeichnet die Tätigkeit einer erfahrenen Person (Mentor*in), die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten an eine noch unerfahrene(re) Person (Mentee, auch Protegé) weitergibt, um diese in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung über einen bestimmten Zeitraum zu unterstützen. Eine Mentoring-Beziehung zeichnet sich dadurch aus, dass Mentor*innen in kritischen Situationen für ihre Mentees da sind, deren Selbstvertrauen stärken und Horizont erweitern, um Weiterentwicklung zu ermöglichen. Sie sind Fürsprecher der Mentees, teilen Erfahrungen und helfen dabei, Hürden zu überwinden. Der Austausch stärkt beide Seiten und gibt neue Impulse, sowohl für Mentees als auch für Mentor*innen.